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Carbonlaufschuhe

Was macht sie besonders?

Sind sie nur ein Hype oder doch der Gamechanger?

Diese Frage stellen sich sicher mittlerweile viele Athleten oder Hobbyläufer. Machen sie mich tatsächlich schneller? Warum sind sogenannte Lightweight Trainers nicht genauso gut und schnell? Ist der doppelte Preis gerechtfertigt und/oder nötig? Gibt es Risiken? Wenn ja, welche? Und die Frage aller Fragen: Für welchen Läufer oder ab welcher Geschwindigkeit könnte ein Carbonlaufschuh einen Mehrwert bedeuten?

Wie ihr schon mitbekommen habt, gibt es zu diesem Thema viele Fragen. Ich werde versuchen, euch abzuholen und etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

Geschichtlich wurden die ersten Versuche mit Carbon in Laufschuhen wohl in den 90er Jahren durchgeführt. Reebok und einige andere kleinere Marken tüftelten bereits mit dem Verbundstoff in Laufschuhen, ehe dann 2001 der Gazelle Pro Plate von Adidas mit einer Carbonfaserplatte auf den Markt kam.

Seitdem ist es wohl das umstrittenste Thema der gesamten Läuferszene, ob bei den Schuhherstellern, Sportwissenschaftlern, Sportmedizinern, Athleten, Hobbyläufern oder den Fachverkäufern. Alle haben ihre eigene Meinung, sind sich uneinig, diskutieren heiß und kommen zu keinem eindeutigen, übereinstimmenden Ergebnis. So versuche ich, euch einmal die eine oder andere Philosophie etwas näherzubringen, denn mittlerweile gibt es Carbonplatten nicht nur ausschließlich in Straßenlaufschuhen, sondern auch in Trail- und Bahnlaufschuhen sowie Radschuhen. Auch sie besitzen mittlerweile Carbonsohlen.

Warum ist Carbon ein Bestandteil vom Laufschuh? Die Hoffnung besteht durch die Steifigkeit des Materials und die damit verbundene Reaktionsfreudigkeit, den Schuh schneller zu machen, nicht steifer. Dafür gibt es durchaus Beweise, diese aber wohl eher für kürzere Distanzen, nicht wie sich vermuten lassen könnte, dass die nächste Marathon-Bestzeit fällt.

Wenn man sich diese Schuhe etwas näher ansieht, kommen sie nicht nur mit einer Carbonfaserverbundplatte daher, sondern mit sehr viel mehr. Verschiedene Schaumstoffarten, die individuell angepasst und perfekt positioniert werden. Dazu eine Verarbeitung nach dem Motto: leicht, leichter, am leichtesten, was Schaumstoff, Verarbeitung und Obermaterial betrifft. Es lässt sich also sehr schnell herausfiltern, um welchen Typ Schuh es sich handelt und für welchen Typ Läufer/innen diese Schuhe ursprünglich produziert wurden. Für Elite-Läufer/innen und Athleten/innen.

Für welche Athleten/innen ist dieser Schuh also empfehlenswert oder von Vorteil? Diese Frage möchte ich euch tatsächlich fast nicht beantworten, da diese nicht einmal eindeutig von der Wissenschaft geklärt werden kann oder es uns 100% wissen lässt. Es wird versprochen, schnellere Zeiten zu erreichen, somit scheint es eigentlich klar auf der Hand zu liegen. Aber ist es tatsächlich das Carbon oder wohl mehr die Kombination? Ob es am Carbon liegt, wird wohl vorerst ein Geheimnis bleiben. Was nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Elite mit einem Carbonlaufschuh neue Bestzeiten erreichen kann, dass Athleten/innen es mit ihnen leichter aussehen lassen können, dass Hobby/Altersklassen-Athleten/innen damit selbst neue Bestzeiten laufen können und es ihnen „wohl möglich“ leichter fällt.

Ob es an dem ist und der Schuh seinen Teil dazu beiträgt? Ich kann es euch nicht sagen. Aber es lässt sich wohl vermuten, dass eine bestimmte Gruppe an Sportler/innen somit leistungsfähiger ist. Ob du dazu zählst, kann und möchte ich dir auch nicht beantworten. Dies gilt es für dich selbst herauszufinden. Wenn man sich hier alles einmal durchliest, scheint es eine sehr kleine Gruppe an Menschen zu sein, für die sie geeignet sein könnten. Wenn du der normale Hobbyläufer/innen sein solltest, kann ich dich schon einmal beruhigen. Es wäre wahrscheinlich cool, ihn zu besitzen, aber ob der Preis den Mehrwert für dich widerspiegeln würde, wage ich zu bezweifeln. Mal von den damit verbundenen Risiken abgesehen. Ich empfehle deshalb tatsächlich einen Carbonlaufschuh nur in einem Fachgeschäft in Verbindung mit einer fachgerechten Beratung zu erwerben, um unnötige Probleme und Risiken zu minimieren oder sogar zu vermeiden.

Auf dem Bild sind Teilnehmer des Berlin Marathons zusehen, die gerade am KaDeWe vorbei laufen.

Verletzungsrisiken? Diese sind tatsächlich nicht zu vernachlässigen. Da der Schuh durch die verbauten Schäume schon allein sehr reaktiv und bouncy (sprunghaft) wirkt und wird. Es kommt erschwerend die steife Eigenschaft der Carbon verstärkten Faserplatte zum Tragen. Dies bedeutet erhöhten Stress vor allem auf die hintere Beinkette (Muskulatur im hinteren Oberschenkel/Wade bzw. Sehnen und Bänder). Schnell kommt es hierbei zu Überlastungsbeschwerden, Reizungen oder sogar im schlimmsten Fall zu Verletzungen, bei übermäßigem Gebrauch. Vor allem im Training.

Fazit: Ich denke, es sollte jedem klar sein, für wen der Carbonlaufschuh ursprünglich konstruiert wurde. So sollte vorerst jeder selbst einschätzen, ob man diesen Schuh braucht oder nicht. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass der Schuh schneller machen kann. Ich betone kann, denn dies gilt nicht für jeden Typ Läufer/innen. Sollte ich muskulär nicht darauf vorbereitet sein, schon gesundheitliche Probleme mit der Achillessehne oder Wade haben, rate ich davon ab, einen Carbonlaufschuh zu erwerben.

Ob man im Amateurbereich einen Carbonlaufschuh laufen muss, um zu gewinnen? Definitiv nein. Denn es zeigen uns ausreichend Athleten im Altersklassenbereich und bei Volksläufen, dass man auch genauso schnell ohne diese Schuhe laufen kann. Mit dem richtigen Training, der richtigen Ernährung und der nötigen Erholung kann auch schon sehr viel bewirkt werden. Kann er den kleinen aber feinen Unterschied machen? Das könnte er. Somit entscheidet gern gemeinsam mit uns oder selbst, ob es ein Schuh für euch sein könnte und er ein Muss in eurem Schuhschrank beziehungsweise an eurem Fuß sein sollte. Ich für meinen Teil habe mich vorerst entschieden. Ich besitze mittlerweile Carbonlaufschuhe in drei Generationen einer bestimmten Marke, sowie zwei Carbonradschuhe und bin sehr glücklich damit.

Solltet ihr Fragen haben, kommt gern nach Dörfles zu und in den Laden. Für eine gute Beratung oder eine kleine Fachdiskussion unter Laufbegeisterten. Wir freuen uns auf euch in der Laufabteilung.

Bis dahin bleibt sportlich und vor allem Gesund. Auf bald, euer Norbert und das gesamte WOHLLEBEN SPORTS Team!

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