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Mein Abenteuer auf dem Frankenweg

Als der Anruf von Adrian bei uns, Wohlleben Sports, ankam und man uns von dieser Challenge erzählte, mussten wir nicht lange zögern und hatten Bock, das Projekt zu unterstützen. Schließlich braucht Adrian auch das richtige Material um auf seinem Abenteuer immer “on track” zu bleiben. Aber lest selbst.. 🙂 Euer Team Wohlleben.

Seit gerade einmal fünf Minuten befinde ich mich auf dem Frankenweg und schon jetzt Hinterfrage ich das Ganze und bin mir sicher, dass ich das, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte, nicht umsetzen werde. Statt wunderbar laufbaren Forst- und Wanderwegen, finden sich meine Füße in einer Mischung aus Schnee, Matsch und Wasser.

Aber fangen wir ganz von vorne an.

Ganze sechs Jahre habe ich in Bamberg gelebt, studiert und die Liebe zum Trail Laufen entdeckt. Schwer vorstellbar – aber die Fränkische Schweiz mit ihren absurd kitschigen Felsen und Höhlen brachte mich dazu, das Triathlon Rad und die Badehose an den Nagel zu hängen und stattdessen hauptsächlich in die profilierten Laufschuhe zu steigen.

Mittlerweile lebe ich schon seit fünf Jahren in Tirol und habe die schönsten Gipfel und Trails vor meiner Haustüre, jedoch habe ich nicht vergessen, woher die Liebe fürs Geländelaufen kommt. So kam ich auf die Schnapsidee, den 500 Kilometer langen Frankenweg in 5 Tagen zu laufen.

An sich ein sehr ambitioniertes Vorhaben. In der Vergangenheit habe ich jedoch schon das ein oder andere längere Laufabenteuer hinter mir, das dieser Skalierung nahekommt.

Nicht erwartet habe ich den Wintereinbruch, der für die Gegend mit einer doch eher ungewöhnlichen Intensität daherkam. Meine Jahre in Bamberg waren im Winter meist mit Grau und Feucht verknüpft, nicht aber mit mehreren Zentimetern Neuschnee und -10 Grad.

Der Frankenweg startet direkt an der Grenze zu Thüringen in Blankenstein, wo auch der älteste Fernwanderweg Deutschlands startet, bzw. aufhört. Je nach dem, von wo aus man ihn beginnt. Dort hatte ich auch vor meine Nacht vor dem Lauf zu verbringen – nicht bedacht hatte ich allerdings, dass zu dieser Zeit ALLE Pensionen und Gasthäuser geschlossen sind. Somit ging es direkt mit dem Zug, mit dem ich auch gekommen bin, zurück in das nächst größere Städtchen, um dort noch ein Zimmer und ein vernünftiges Abendessen zu ergattern. Die Szenerie in diesem Gasthaus war gewöhnungsbedürftig. Ich kam mir vor, als würde ich in einem Festsaal aus dem Jahre 1933 sitzen. Die Bedienung und das Essen hingegen waren äußerst freundlich und lecker.

TAG I – BLANKENSTEIN – HEINRSREUTH – 41 KM I 1300 HM

Ein Reh in einer verschneiten Landschaft

Da der erste Zug erst kurz vor zehn Uhr morgens nach Blankenstein kommen sollte, erhoffte ich mir, zum Start trampen zu können – so verließ ich das Zimmer schon gegen sieben und machte mich auf dem Weg zur Straße die zum Start führen würde. Das Warten war jedoch vergebens…kein Auto nahm mich mit. Nachdem ich schon über eine Stunde bei bitterster Kälte mit ausgestrecktem Daumen an der Straße stand, beschloss ich mich auf den Weg zum nächsten Bäcker zu machen und dort die restliche Zeit bis zum Eintreffen des Zuges zu verbringen.

Endlich am Start angekommen konnte ich es nicht erwarten endlich loszulaufen – doch die Euphorie hielt nicht lange an. Als ich endlich am Forstweg ankam, wurde mir bewusst, dass das heute ein hartes Stück Arbeit werden würde. Und hier wären wir wieder am Anfang der Geschichte.

Aber genau das war auch der Moment, wo ich mir eingestehen musste, dass der angestrebte Plan, 100 Kilometer am Tag zu laufen nicht realisierbar wäre.

In dieser Situation könnte man einerseits geknickt sein und sich darüber aufregen, dass die Situation die geplante Umsetzung nicht zulässt. Andererseits konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als genau hier und jetzt im Schnee bei Eiseskälte mit meinem Laufrucksack und nur den nötigsten Dingen durch den schönen Frankenwald zu laufen.

Die Gegend gefiel mir – sehr sogar. Die Wälder waren weiß bepudert – oder eher tief eingeschneit und es kam mir vor, als wäre die Welt in eine Hülle gelegt worden, die alles etwas langsamer, ruhiger und besinnlicher macht. Spaßig waren auch die Abstecher, die mich der Frankenweg über die präparierten Langlaufloipen leitete. Die Sportler auf den schmalen Latten schauten nur verwundert, was ein Kerl mit Laufschuhen und Laufrucksack in der Gegend und bei diesen Bedingungen macht.

Nach etwa vierzig Kilometern reinem Genuss und Schneestampferei kam ich in ein Dorf mit einer Bushaltestelle, von wo aus ich zur ersten Unterkunft fahren wollte.

Doch Busse am Wochenende in so einer abgelegenen Gegend waren Fehlanzeige. Glücklicherweise hatte ich hier beim Trampen mehr Glück, als noch am Morgen vor meinem Start. Eine Familie mit zwei Kindern nahm mich mit nach Kulmbach. Auf der Fahrt erzählte mir der Mann, dass er schon sechs Kinder habe und fragte wieso ich (genau so alt wie er), noch keines hätte. Wir unterhielten uns über Autos, Transporte und unsere Jobs. Die Zeit verging schnell, aber genau das gefällt mir so am Autostoppen. Man trifft Menschen, mit denen man sonst nie in Berührung kommen und sprechen würde.

TAG II – SCHEßLITZ – MUGGENDORF I 40 KM I 1200 HM

Ein Läufer in einer Schneelandschaft

Als ich in der Früh aufwachte, hoffte ich auf etwas milderes Wetter, das Gegenteil war der Fall – aber zumindest wusste ich, dass am heutigen Tag noch etwas Sonne kommen würde.

Mein Weg führte mich zuerst zum Bahnhof, um von dort aus nach Scheßlitz zu fahren und meine heutige Etappe dort zu starten. Ich habe gestern die Erfahrung gemacht, dass ich nicht so weit kommen werde, wie ich ursprünglich geplant hatte – somit war mir klar, dass ich meinen Start-, oder Zielort verlegen musste.

Vom Start weg kam ich in einen guten Rhythmus, die Beine fühlten sich nach dem gestrigen Tag erstaunlich gut an und ich amüsierte mich über die Kids, die mit ihren Schlitten den Hang der Giechburg rasten.

Ein anderer Grund weshalb es so gut voranging war auch, dass ich mich auf mein liebstes Teilstück am Frankenweg freute – und zwar der um Muggendorf herum. Auf der Neideck 1000 Strecke testete ich in der Vergangenheit immer wieder meine Limits und liebte das ständige, steile und steinige Auf und Ab! Eine Sache die mir am heutigen Tag ein wenig Gedanken bereitete war jedoch der Pizzasonntag. Seit über 3 Jahren habe ich nie einen Sonntag ohne Pizza verbracht. Das Ritual führte ich gemeinsam mit meiner Frau ein, nachdem wir sonntags nach einem langen gemeinsamen Sporttag die Pizza als die ideale Mahlzeit auserkoren haben. Doch nirgends würde ich heute in der Fränkischen Pizza bekommen. Eine Tankstelle mitten im nirgendwo war die Rettung. Die hatte auch noch heute, am Sonntag, offen! Zu der Pizzazunge, die in der Ablage lag, gönnte ich mir noch Süßgetränke und Gummibärchen, die mich gestärkt über die letzten fünfzehn Kilometer bringen würden. Doch die waren nicht wirklich nötig. Die Sonne kam nach mehreren grauen Tagen endlich wieder raus, als ich meinem Lieblingsstück entgegenlief.

Jeden Ausblickpunkt steuerte ich an, um so viel Sonnenstrahlen wie nur möglich abzubekommen. Im Zielort Muggendorf angekommen bemerkte ich, dass gegenüber dem Hotel eine Pizzeria war, die nicht beim Internet Suchanbieter zu finden war – so konnte der Pizzasonntag noch mit zwei Margheritas richtig zelebriert werden!

TAG III – TÜCHERSFELD – GRÄFENBERG I 38 KM I 1100 HM

Ein Läufer in einer Schneelandschaft

Auf den letzten Tag freute ich mich besonders. Nicht, weil meine Reise auf dem Frankenweg vorüber wäre, da sich mittlerweile mein Hüftbeuger durch das viele Laufen im Schnee bemerkbar machte, sondern weil Simon ab Obertrubach dazustoßen würde.

Simon lernte ich vor ein paar Jahren beim Sanctuary 50 kennen, einem kleinen privat organisierten Lauf in den bayrischen Alpen. Immer wieder begegneten wir uns bei weiteren Laufveranstaltungen.

Zuvor musste ich jedoch den Weg bis nach Obertrubach schaffen, und zwar pünktlich. Dementsprechend früh ging mein heutiger Tag los – 6:30…

Doch die Kilometer gehen vorbei, vor allem wenn man weiß, dass man zu einer bestimmten Uhrzeit dort sein muss. Man hat keine andere Wahl. Interessant, dass der Körper dann mehr hergibt, als man gedacht hätte. Die Schmerzen im Hüftstrecker wurden zwar nicht weniger, jedoch dachte ich nicht so oft daran. Die Morgenkulisse war ein Traum – in einem Dunkelrot ging die Morgendämmerung los, bis es kurze Zeit später durch warme Sonnenstrahlen ausgetauscht wurde.

In Obertrubach wartete dann nicht nur Simon, sondern auch der Dorfladen auf mich. Zwar hatte ich zwei Pizzastücke von gestern zum Frühstück verdrückt, das war jedoch nicht genug, sodass noch Süßgetränke und Schokolade herhalten mussten.

Gespräche über Politik, Schulsystem und Migration machten die Kilometer kurzweilig und die Begleitung brachte mich auch dazu, den wohl schnellsten Abschnitt der ganzen Tour zu laufen. Hier habe ich wieder gemerkt, wie extrem groß der Unterschied ist, ob man supportet oder unsupportet läuft. Später überraschte mich Simon noch mit einem alkoholfreien Weizen und Lebkuchen an seinem Auto und die letzten wenigen Kilometer bis nach Gräfenberg legte ich entspannt und mit durchblitzender Sonne wieder alleine zurück.

Fazit

Insgesamt hatte ich in den drei Tagen Hundertzwanzig Kilometer zurückgelegt, mit allem was ich brauche auf dem Rücken und bei winterlichsten Bedingungen. Ich könnte mich zwar ärgern, dass der ursprüngliche Plan nicht aufgegangen ist. Doch genau in solchen Situationen, bei denen sich die Rahmenbedingungen drastisch ändern, ist es wichtig sich nicht zu versteifen und flexibel zu bleiben. Letztendlich geht es ja auch darum, dass man den Spaß nicht verliert und sich bewusst macht, dass man für das Erlebnis an sich hergekommen ist, denn das Schwierigste ist und bleibt es, eine Idee wirklich in die Tat umzusetzen!

Das passende Equipment für dein nächstes Abenteuer findest du bei uns vor Ort oder im Online-Shop.

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